Mit 200 Km/h über die Autobahn

17 10 2009

3732248157_6321f57193Bei einem Blick in das Gesicht des Winzers ist klar welche Jahreszeit es ist. Müde   Augen und ein sonnenverbranntes Gesicht blicken einem entgegen. Der Körper des Winzers sehnt sich nach der erholenden Winterpause. Kein Wunder bei der fast 20 stundigen Dauerbelastungen pro Tag!

Große Weingüter wie das Wein-und Obsthof Rüdlin in Auggen herbsten nicht nur von Hand sondern auch mit dem Vollernter. Herr Rüdlin fährt dabei oft selbst einer seiner drei Erntemaschinen. „Mit dem Vollernter durch die Rebreihen zu fahren ist wie mit dem Auto bei 200 km/h über die Autobahn“ so Rüdlin. Kleinste Lenkbewegungen nach rechts oder links kann sich der Vollernterfahrer nicht erlauben, da er über der Rebreihe fährt und nur geringen Spielraum nach rechts oder links hat. Eine weitere Belastung des Winzers ist der Zeitdruck. Nur 2 Stunden Schlaf gönnt er sich in der Hauptsaison. Das Weingut Rüdlin arbeitet jedoch nicht nur mit Vollerntern, sondern herbstet auch manuell. Eine ca. 15 köpfige Rumänen Familie die jedes Jahr im Herbst wieder kommt herbstet ca 45% des Ernteertrages. Insgesamt zählt das Weingut 30 Hektar zu ihrem Eigen.

Mein  Praktikums Tag auf dem Weingut Rüdlin begann um ca. 14.00 Uhr. Zusammen mit Raphaelstr und einem Festangestellten des Obsthofes Rüdlin fuhren wir mit dem VW Bus in die Reben, um dort auf die Rumänenmanschaft zu stoßen. Nach einer kurzen Anweisung, begannen wir auch schon mit dem Herbsten. Da ich bereits öfters schon geherbstet hatte, viel mir die Arbeit leicht. Es gab kaum Unterschiede. Der Hauptunterschied war nur das hier alle Trauben geherbstet wurden und überhaupt nicht sortiert wurde. Das angenehme Wetter (ca. 13 Grad) tat wohl sein übriges, denn die Zeit verflog wie im Flug. Um ca. 18.00Uhr fuhren wir zurück auf den Obsthof Rüdlin, dort trafen wir den Chef dann persönlich. Zusammen mit ihm machten wir uns nochmal auf in die Reben, um einen Vollernter „live“ zu sehen, und zu verstehen wie dieses kleine technische Wunder funktioniert; Kleiderbügelartige Stangen verlaufen rechts und links der Rebreihe vorbei ( der Vollernter fährt über der Reihe) diese Stangen versetzten die Rebreihen in Schwingungen, wobei die Trauben sich von den Stielen lösen und auf ein unterhalb laufendes Transportband fallen. Zurück bleibt nur der Stil. Durch ein Gebläse werden Blätter wieder raus geblasen. Der Nachteil bei der Ernte mit einem Vollernter ist, dass die Trauben nicht mehr sortiert werden können, jedoch lässt sich die Stärke des „rütteln“ einstellen, und somit die Ernte von unreifen Beeren ausschließen. Des Weiteren kann der Vollernter nur in Rebstücken fahren in denen die Rebpfähle aus Eisen und nicht aus Beton sind. Betonpfähle würden durch die Schwingungen einfach abknicken.

Abschließend muss ich sagen das mir das Praktikum entgegen meinen Erwartungen Spaß gemacht hat. Vor allem die Gastfreundschaft der Familie Rüdlin und die Freundlichkeit seiner Mitarbeiter hat mich erfreut.


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5 responses

17 10 2009
retemirabile

Schöner Beitrag – mir gefällt besonders, dass Du eine interessante Überschrift und einen guten Einsiegssatz überlegt hast, die das Interesse wecken. Auch die Verlinkung zu raphaelstr und die Fotos sind gut!

25 10 2009
fschaumburg

Was passiert eigentlich mit der Traubenkamme?

25 10 2009
vinitor

Die Trauben werden vom Vollernter von denTraubenkammen „runtergeschüttelt“ die Traubenkamme bleiben dabei am Rebstock zurück

25 10 2009
fschaumburg

Ah! Ok. Auf dem ersten Foto unter dem Beitrag sah es so aus, als wenn man das gesammelt hätte. Danke für die Rückmeldung! 🙂

25 10 2009
vinitor

Gerne 🙂 Bei weiteren Fragen stehe ich gerne zur Verfügung!

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